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Die Hospizidee

Eine kurze Einführung in die Geschichte der Hospizbewegung

"Stellen Sie sich vor, es ist Ihnen (bitter)kalt und Sie frieren am ganzen Leibe. Plötzlich kommt jemand auf Sie zu und legt seinen Mantel um Ihre Schultern. Sie spüren, wie sich Ihr Körper erwärmt und Ihr Herz dazu. Sie sind unendlich dankbar und ihre Not lindert sich. Das ist Hospizarbeit, das ist Palliativarbeit." *

Verschiedene Impulse und Initiativen führten zu einer mittlerweile auch in Deutschland fast flächendeckenden Bürgerbewegung, die sich für einen menschenwürdigen Umgang mit schwerkranken und sterbenden Menschen engagiert.

Ein starker Impuls kam aus England, wo Ciceley Saunders durch ein Erlebnis im Umgang mit einem sterbenden Patienten die Hospizidee "gebar" und sich fortan dafür stark machte. Ursprünglich Krankenschwester, absolvierte sie eine Ausbildung zur Sozialhelferin und studierte einige Jahre später noch Medizin, um ihr Ziel, ein Hospiz zu gründen, zu erreichen. Im Jahre 1967 wurde in London das St. Christopher‘s Hospice eröffnet, dem sie bis 1985 als medizinische Direktorin vorstand und sich gänzlich als Pionierin der Hospizbewegung einbringen konnte.

Die Schwere des Themas, persönliche Betroffenheit, Ängste und daraus resultierendes Schweigen oder besser eine weit verbreitete Sprachlosigkeit erschweren bis heute den hospizlichen Diskurs. Ein Film aus dem St. Christopher‘s Hospice, der 1971 in Deutschland ausgestrahlt wurde, löste sehr ambivalente Reaktionen – von aufrüttelnd und von der Idee berührt sein, bis hin zu Empörung (durch die fälschliche Übersetzung) über „Sterbehäuser“ – aus, was aber dem Funken, der übersprang, nicht mehr löschen konnte. Deutschlandweit und zunächst unabhängig voneinander fanden sich Menschen, die verbunden durch die Hospizidee sukzessive zu einer starken und heute gut vernetzten Hospizbewegung wurden.

Diese Bürgerbewegung entwickelte sich in den 1970er Jahren noch zaghaft, in den 1980er und 1990er Jahren jedoch stärker zu einer Bewegung, die sich gegen die als unwürdig empfundenen Sterbesituationen, vorwiegend in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, stellte und es sich zur Aufgabe machte, die Tabuthemen Tod und Sterben aufzubrechen und der häufigen Isolation sterbender Menschen etwas entgegen zu setzen: Sowohl durch das persönliche Engagement vieler ehrenamtlicher BegleiterInnen in der Häuslichkeit und in Einrichtungen (ambulante Hospizarbeit) als auch durch den Aufbau von Einrichtungen als Hort eines menschenwürdigen Umgangs mit Sterbenden (stationäre Hospize). Die Einbeziehung und gleichzeitige Begleitung Angehöriger, Nahestehender oder Freunde ist dabei von Anfang an wesentlich. Daher ist es naheliegend, dass auch Trauer und Abschied schnell zum festen Bestandteil hospizlicher Arbeit wurde.

Das vormals vereinzelte Engagement bündelte sich vor allem in den letzten zwanzig Jahren in verschiedenen regionalen und überregionalen Netzwerken rund um das Thema Tod, Sterben und Trauer und fand zunehmend Unterstützer und Mitwirkende. Allein unter dem Dach des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes (DHPV) finden sich heute über 1000 Hospizvereine und palliative Einrichtungen, die außerdem größtenteils auf Landesebene in Arbeitsgemeinschaften organisiert sind. Sowohl auf Bundesebene, als auch auf Landesebene, wird kontinuierlich darauf hingewirkt, den gesellschaftlichen Diskurs zu fördern und die Rahmenbedingungen für schwerkranke und sterbende Menschen zu verbessern.

Hospiz- und Trauerarbeit ist und bleibt eine Bürgerbewegung – trotz zunehmender Verbesserung der gesellschaftlichen Strukturen und Förderung der ambulanten Dienste und Einrichtungen – die zum größten Teil durch ehrenamtliches Engagement ermöglicht wird.

Und, was Viele nicht wissen: die Inanspruchnahme ambulanter Unterstützung oder Begleitung sowie die Versorgung in stationären Hospizen ist für alle Menschen in Deutschland kostenfrei.

* Dr. Michael Schmidt, ehemaliger Vorsitzender der LAG Hospiz Brandenburg e.V. in einem Grußwort für die von uns gemeinsam mit der LAGO erarbeitete Broschüre: Sterben dort, wo man zu Hause ist.